Auf den ersten Blick ist es möglicherweise nicht offensichtlich, dass das Recycling mineralischer Abfälle, insbesondere auch von Rückständen aus der Müllverbrennung, einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz leistet. Das liegt u. a. an der Tatsache, dass häufig gar nicht bekannt ist, wie groß die tatsächlichen Mengen mineralischer Abfälle sind: In Deutschland liegt laut Abfallbilanz des Statistischen Bundesamts das jährliche Aufkommen an mineralischen Abfällen seit vielen Jahren fast unverändert bei rund 230 Mio. t. Diese Zahl beinhaltet Bau- und Abbruchabfälle sowie Bodenaushub; sie erhöht sich um rund 6 Millionen Tonnen, wenn man die Schlacke bzw. Asche, die bei Verbrennungsprozessen von Hausmüll entstehen, dazurechnet (Details siehe Jahresberichte ITAD).
Bau-, Rest- und Gewerbeabfall genauso wie Sperrmüll und Leichtverpackungen sind Abfallströme, die sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Materialien zusammensetzen, deren Anteile großen Schwankungen unterliegen. Sie bestehen aus unterschiedlichen mineralischen Bestandteilen, Kunststoffen, Metallen und Verbundmaterialien, die nur schwer wieder in einzelne Wertstoffe getrennt werden können. Das stellt die Recyclingindustrie vor große Herausforderungen.
Siedlungsabfälle werden in Müllverbrennungsanlagen behandelt; danach verbleiben Rostaschen. Die Dokumentation 17 der Deutschen Entsorgungswirtschaft e. V. (EdDE), „Metallrückgewinnung aus Rostaschen aus Abfallverbrennungsanlagen – Bewertung der Ressourceneffizienz“, fasst die Entwicklung der Wertstoffgewinnung aus Aschen zusammen. Danach verbleiben nach der Verbrennung rund 27 % Rostaschen, aus denen folgende Ressourcen zurückgewonnen werden:
Die Daten basieren auf einer Umfrage, die im Rahmen der Studie im Oktober 2014 durchgeführt wurde und Informationen über 4,4 Mio. Tonnen Rostaschen erhoben hat.
Betrachtet wurde auch die Rückgewinnungsrate. Sie drückt aus, wie viel der enthaltenen Metalle zurückgewonnen wird. Für den Vergleichszeitraum von 2006 bis 2014 wurde eine Steigerung der Metall-Rückgewinnungsrate von 55 % auf 78 % erreicht. Dieser Wert erklärt sich durch die Verbesserung der eingesetzten Techniken, z. B. aufgrund des Einsatzes weiterer NE- und Fe-Abscheider.
MAV gewinnt an den unterschiedlichen Aufbereitungsstandorten rund 75.000 Tonnen Eisen- und Nichteisenmetalle zurück. Zu über 99% stammen sie aus den Müllverbrennungsschlacken. Durch den Einsatz dieser zurückgewonnenen Metalle bei der Produktion neuer Metallprodukte werden klimarelevante Kohlendioxidmengen eingespart:
Eisen [t CO2-Äq./t] | Kupfer [t CO2-Äq./t] | Aluminium [t CO2-Äq./t] |
1,75 | 4,76 | 12,58 |
CO2-Äquivalente aus Sekundärmetallen
Auf Basis dieser Werte lässt sich der MAV-Beitrag zum Klimaschutz aus der Metallrückgewinnung aus Rostaschen berechnen. Er beläuft sich auf 200.000 Tonnen CO2-Äquivalente.
Legt man diesen Werte aus der Metallrückgewinnung um auf die Ersatzbaustoff-Produktion aus Hausmüllverbrennungsasche von rund 1 Mio. Tonnen, ergibt das ein CO2-Gutschrift von 0,2 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Tonne Hausmüllverbrennungsasche.
Durch den Wiedereinsatz der von MAV aufbereiteten mineralischen Baustoffe lässt sich das Abgrabungsvolumen von natürlichen Baustoffen reduzieren. Für jede Tonne Recyclingmaterial und jede Tonne Ersatzbaustoff aus Hausmüllverbrennungsasche, die als Gesteinskörnung wiederverwendet werden, reduziert sich die abzubauende Menge natürlicher Baustoffen.
Material | Rohdichte | Abgrabungsschutz je Tonne verwertetem Ersatzbaustoff |
Hausmüll- verbrennungsasche | 1,8 t/m3 | 0,55 m3/t |
Recyclingbaustoffe | 2,3 t/m3 | 0,43 m3/t |
Bezogen auf unsere Produktionsmenge von 1 Mio. Tonnen Hausmüllverbrennungsasche und 0,5 Mio. Tonnen Recyclingbaustoffe ergibt das den jährlichen Schutz von 765.000 m3.
Bei einer durchschnittlichen Abbautiefe von 15 m für Bausand und Baukies entspricht dieses Volumen einer Fläche von ca. 50.000 m2. Das sind 5 Hektar Land, die jedes Jahr nicht abgegraben werden und die so weiterhin als natürlicher Lebensraum erhalten bleiben.
Im Jahr 2020 wurden in Deutschland rund 41 Mio. Tonnen Abfälle auf Deponien abgelagert. Hochwertig aufbereitete mineralische Abfälle werden zu Ersatzbaustoffen, die nicht nur die Abgrabung von natürlichen Baurohstoffen reduzieren. Durch den Wiedereinsatz in Baumaßnahmen wird auch die Deponierung vermieden.
Die Verwertung mineralischer Abfälle geht also einher mit einer Reduzierung der Ablagerungsmengen auf Deponien. Die MAV-Gruppe reduziert durch ihre Aktivitäten die gesamtdeutsche Deponiequote um mehr als 3 %.
Christian Arden, Geschäftsführer der MAV Krefeld GmbH